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27.11.2001
Lutz Feustel kauft keine Hose...


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LUTZ FEUSTEL KAUFT KEINE HOSE, ZAHLT ABER DAS ESSEN
oder
WARUM EIN STIFT WEITAUS PRAKTISCHER IST ALS EIN APFEL

Ein Abend in mehreren Revisionen

Da wurde ihrer beiden Augen aufgetan,
und sie wurden gewahr, daß sie nackt waren
(1. Buch Moses, 3. Kapitel, Vers 7)

Es war an einem kühlen November-Abend, als unsere beiden Protagonisten den Bahnhof Friedrichstrasse zügigen Schrittes verließen. Nicht nur die Kälte trieb sie zur Eile, sondern auch die nahende Öffnung der Abendkasse. Die Karten waren zwar bereits reserviert und bezahlt. Doch eine gewissen Angst war nicht zu leugnen. Waren die Karten auch wirklich zurückgelegt? In wenigen Minuten würden sie Gewissheit haben.

Nachdem man schnellen Schrittes den Schiffbauerdamm entlang eilte, stand man nur wenige Minuten später vor dem Berliner Ensemble. Der Wirkungsstätte Berthold Brechts. Der Ort besaß eine so starke Ausstrahlung, daß es vielleicht nie zu folgender Szene gekommen wäre.

Cornell B löst einmal mehr seinen Blick von Gebäude um für das nächste Innehalten gewappnet zu sein. Da fällt sein Auge auf einen unauffälligen, dunkelhaarigen Mann am Rande einer Gruppe zügig schreitender Menschen. "Der sieht aber aus wie dieser Andrack", denkt er sich und sieht ihn genauer an. Und mit jeder verstreichenden Sekunde erkennt er, daß es der Leibhaftige selbst ist. Manuel Andrack. "Na dann müssten die anderen doch." Genau! Suzana Novinscak, Benjamin von Stuckrad-Barre, Harald Schmidt und Manuel Andrack auf dem Weg zum Bühneneingang.

"Schmidtchen!", schallt ein Ruf durch die Nacht. Lutz F's Freudenschrei führt dazu, daß Schmidt der Beiden gewahr wird. "Sieh mal an, zwei Fans" ruft er erfreut aus und wendet sich den Beiden zu.

"Können wir ein Autogramm" haben, quillt es unverständlich aus den aufgeregten Verehrern hervor. "Aber natürlich", lächelt Schmidt, und greift zu Stift und Büchern. "Sagt mal, irgendwo her kenne ich Eure Gesichter. Sagt mal buh."

"Buh?" fragen zwei erstaunte Augenpaare. Ja wieso daß denn? "Macht einfach mal. Schön langezogen." "Ja wenn's denn sein muß."

Ein tiefes, kehliges Buh hallt durch das Dunkel des Schiffbauerdammes.

"18. August 2000. Aufzeichnung der Show an meinem Geburts- tag! Stimmt's, oder hab ich Recht" triumphiert Schmidt, ob der von ihm vollbrachten Gedächtnisleistung. Die hektischen Signale Andracks das Gespräch zu beenden, ignoriert er geflissentlich.

"Ihr wart doch die aus Cottbus, nicht?" "Cottbus und Werdau" korrigiert Lutz schnell, um seinem Ruf nicht zu schaden. "Aber das liegt och im Osten", schiebt er schnell nach, als sich Enttäuschung in Schmidts Gesicht zeigt.

"Habt ihr denn Lust auf Steak? Wir wollen nach der Vorstellung noch was Deftiges essen gehen, und würde uns über Eure Begleitung freuen!" Suzana zuckt genervt mit den Schultern und Stuckrad-Barre sinniert über einer Ausrede dem Gelage fernzubleiben.

"Aber klar doch. Wenn Du zahlst, essen wir alles!" nimmt Cornell die Einladung dankend an. Lutz akzentuiert dies durch heftigstes Kopfnicken.

Von da an, ging eigentlich alles sehr schnell. Die Karten lagen wie gewünscht an der Abendkasse bereit, die Loge war angenehm vorgewärmt und zwei kühle Bier standen in der Pause an der Bar bereit. Der Auftritt Schmidts war furios, der Applaus wollte und wollte nicht enden.

Doch der eigentlich Höhepunkt waren die drei Stunden Steak House mit Harald, Manuel und einer leicht beschwipsten Suzana. Sie hätte wohl doch auf die zweite Flasche Rotwein verzichtet sollen.

Was in diesen drei Stunden geschehen ist, wird an dieser Stelle allerdings nicht enthüllt. Aus verschiedenen Gründen:

Zum einen waren wir nur eine Stunde im Restaurant. Des- weiteren fand das Essen bereits vor dem Theater statt. Und schlussendlich waren weder Suzana, Manuel noch Harald dabei. (Stuckrad-Barre hätte ja sowieso abgesagt.)

Aber drehen wir die Uhr erstmal etwas zurück um genügend Abstand zu gewinnen und die Dinge besser überschauen zu können.

* * *

Morgens halb zehn am Sonntag. Ein kleiner Lada rast unter Umgehung aller Verkehrsregeln durch Berlin. Ziel: Schiff- bauerdamm. Die Vorstellung DER DOPPELTE HOSENKAUF beginnt zwar erst gegen 19:00 Uhr, doch es ist nie zu früh sich einen Parkplatz zu sichern.

Dann wurde noch ein paar verdächtige Gegenstände in den Rucksack gepackt und CoBi verkniff sich lustige Bemerkungen als er seinen Knirps verstaute.

Frohe Mutes erwarb man Tickets der BVG und fuhr zum Potsdamer Platz. Da war zwar nix los, aber es war ja auch noch früh am Morgen. Also keine Zeit verlieren und schnell das Touri-Programm absolvieren. Karten für das IMAX-3D kaufen, bis zum Beginn der Vorstellung Sushi-Läden suchen und die Marlene Dietrich Ausstellung im Filmmuseum begut- achten. Erstaunlich, wer sich dort so ins Gästebuch einge- tragen hat.

Irgendwann wurde man des Sat.1 Ballons gewahr und brach zu einem kleinen Rundflug auf. D.h. es war geplant den Ballon zu entführen und ihn dann in den Tower der deutschen Bahn zu stürzen. Allerdings wurde dieser Anschlag durch die viel zu hohen Flugpreise des Ballons vereitelt. 36 DM für 15 Minuten Höhenangst. Nein Danke! Wenn Sat.1 glaubt so wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, dann haben die sich aber geschnitten.

Dann ging's erstmal wieder quer durch's Sony Center. Da traf man die selben Leute wie vor zwei Stunden. Irgendwie hatte man das Gefühl, daß dort keiner mehr wegkam. Wahrscheinlich wurde jeder vom Wachpersonal zurückgetrieben, der nicht mindestens eine Viertelstunde anwesend war. Damit das Center besucht wirkt.

Als dann der aufregende 3-D Film zu Ende war und Lutz unbedingt noch eine Plüschratte kaufen mußte, ging es in Richtung Reichstag. Eigentlich wollte wir ja gar nicht in die Kuppel. Aber da war eine Schlange und irgendwie unsere Reflexe zu stark. Wir standen da nämlich auf einmal an, und wußten gar nicht warum. Lutz war etwas enttäuscht, weil es keine Bananen gab, aber es war trotzdem ganz nett da oben.

Um das Warten zu verkürzen, bot man der Menge ein Schau- spiel zum Thema Recht und Ordnung, mit dem Titel FLINKE FÜSSE. Es spielten ein Straßenhändler und ein Polizist. Der Händler mischte sich mit einem Korb voller Laugenbrezen und Thermoskaffee unter die Wartenden und tauschte mit diesen Nahrungsmittel gegen Bares. Der Polizist, dargestellt durch einen Jackenträger mit grünem Leibchen und der Aufschrift: POLIZEI nahm ihn nach kurzer Zeit zur Seite. Ob er denn eine Genehmigung habe, lautete die gestrenge Frage. Murmel, murmel, Gewerbeerlaubnis, murmel, murmel, war die undeut- liche Replik des Händlers. Na dann kommen sie erstmal mit. Und beide schritten zum Fuße der Auffahrt, wo der Händler sogleich seinen schweren Korb absetzen durfte. Das war sogar sehr hilfreich für ihn, weil er nun bedeutend schneller flüchten konnte. Der Korb hätte ihn nur dabei behindert. Der Polizist war ratlos und ging das Korbus delicti aus sicherer Entfernung beobachten, während die Menge applaudierte. Als wir wieder aus dem Reichstag kam, stand der Korb immer noch da. Und wenn er nicht gestohlen wurde, vermutlich noch heute!

Nach soviel Aufregung und noch mehr Bewegung war es an der Zeit, sich zu stärken. Auf ins Steak Haus. Wie unsinnig es ist, daß Rumpsteak durchgebraten zu bestellen, möge Lutz bitte jemand mal an anderer Stelle erklären. Das Essen war sehr gut, hatte aber etwas von FastFood. Also ob der Tisch in zehn Minuten wieder frei seien müßte. Und dabei hatten wir doch noch so viel Zeit. Lutz zahlte übrigens. Danke.

Dann ging es erstmal wieder zurück zum Schiffbauerdamm. Rucksack ins Auto, Jackentaschen mit Devotionalien verstauen und dabei feststellen, daß kein Stift mitgenommen wurde. Lutz hatte jedenfalls keinen im Auto. Dabei hat doch jeder normale Mensch einen im Auto.

Naja.

Da noch genügend Zeit bis zur Öffnung der Abendkasse war, wurde lustige Fotos auf Brechts Schoß gemacht und die Lange- weile auf dem naheliegenden Bahnhof totgeschlagen. Und statt dort einen Kugelschreiber zu erwerben, biss CoBi lieber in einen sauren Apfel der Sorte Golden Delicious. Nachdem noch zwei bettelnde Jugendliche mit Kleingeld abgespeist wurden, ging's zurück zur Abendkasse.

Als man das Theater erreicht, begab sich das Unfassbare. Novinscak, Stuckrad-Barre, Schmidt und Andrack auf dem Weg zum Bühneneingang. CoBi traute seinen Augen kaum und Lutz realisierte erstmal überhaupt nix. Urplötzlich wurde beiden klar, daß man zwar die Opfer der Begierde vor der Nase aber immer noch keinen Stift hatte. Verdammt.

Um trotzdem noch die Gunst der Stunde zu nutzen, stürzte Lutz in Richtung Suzana um ihr wenigstens die Hand zu schütteln. Dadurch wurde auch der Beschützerinstinkt Schmidts geweckt, der stehenblieb und Lutz und CoBi ebenfalls die Hand schüttelt. Danach eilten die Vier weiter in Richtung Bühneneingang und CoBi realisierte, daß er immer noch einen angebissenen Apfel in der linken Hand hielt.

Kann es etwas noch peinlicheres geben, als mit einem zerkauten Apfel einem Promi die Hand zu schütteln? Vermutlich ein angekauter Kugelschreiber. Doch am schlimmsten ist es doch, völlig zu vergessen daß man einen Fotoaparrat um den Hals hängen hat. Nicht wahr Lutz?

Nach Realisierung dieses absolut vergeigten Auftritts, ging es erstmal wieder zurück in den Bahnhof einen Kugel- schreiber kaufen. Das man Schmidt nicht mehr treffen würde, kann sich der geneigte Leser bestimmt selbst denken. Aber da das erste Zusammentreffen alles andere als erwartet kam, hegte sich noch eine gewisse Hoffnung.

Doch es kam zu keiner zweiten Begegnung der dritten Art. Stattdessen holte man die Karte ab und betrat das Theater. Die Garderobiere wurde mehrfach belästigt (man sollte den frisch erworbenen Kugelschreiber nicht in der Jacke zurück lassen, wenn das Foyer mit Promis gespickt ist).

Jedenfalls saßen wir dann auf einer Bank im Foyer und gefielen uns als billige Waldorf und Stettler Kopie. Und beobachteten Promis.

So z.B. Christoph Schlingensief. Er unterhielt sich in unserer Nähe um uns wenige Minuten später zu passieren. Dabei würdigte er uns keines Blick. Warum auch?

Als nächstes flaniert Alexander Niemetz an uns vorbei. Er wirkte etwas verloren. Er suchte und sein Blick verfing sich mit den unsrigen. Und da Lutz ein manischer Grüßer ist, grüßte er höflich in Richtung des Herrn Niemetz. Der war etwas verwirrt, grüßte allerdings zurück. Was davon Reflex und was Höflichkeit war, ist unbekannt. Er irrte dann weiter.

Inzwischen kehrte Schlingensief zurück. Er hatte Florian Illies dabei. Welcher uns ebenfalls keines Blickes würdigte. Warum auch?

Lutz wollte dann noch Ralf Kabelka gesehen haben. Aber irgendwie wollte CoBi das nicht wahr haben. Außerdem war es Zeit sich zu den Plätzen zu begeben. Da es sich dabei im eine Zweier-Loge handelte, wird hier diskret verschwiegen.

Als erste wurde CLAUS PEYMANN KAUFT SICH EINE HOSE UND GEHT MIT MIR ESSEN von Thomas Bernhard gezeigt. Drei Dramolette über Peymann und das Burgtheater. In den Haupt- rollen Kirsten Dene und Martin Schwab.

In der anschließenden Pause hatte Herr Niemetz wohl einen Gesprächspartner gefunden. Er redete sichtlich mit jemandem, aber ob dieser auch zuhörte ist unbekannt.

Lutz Vision wurde indes leider traurige Wirklichkeit. Ralf Kabelka stand unmittelbar vor uns. Leider nutzten wir die Gunst der Stunde nicht, und ließen ihn ungestraft ziehen. Außerdem wollte wir ja noch den zweiten Teil der Vorstellung sehen. Das war uns irgendwie wichtiger.

Nach der Pause kam die Stuckrad-Barrsche Bearbeitung CLAUS PEYMANN KAUFT SICH KEINE HOSE, GEHT ABER MIT ESSEN auf die Bühne. Das aus der Harald-Schmidt-Show bekannte Stück, brachte auch im Berliner Ensemble die gewünschten Lacher. Allerdings auch etwas Unsicherheit ob seines abrupten Endes.

Jedenfalls traute sich keiner zu applaudieren, bevor der Vorhang geschlossen war. Aber als Gewissheit herrschte, war der Applaus um so stürmischer.

Und das war's dann eigentlich auch schon. Beim Rausgehen haben wir dann noch Else Buschheuer gesehen. Also ein rund- um gelungener Abend. Das könnte man öfter machen

* * *

Wie sich später beim recherchieren herausstellte, war Alexander Niemetz in Wirklichkeit Klaus Bresser. Was allerdings nichts an der Tatsache ändert, daß er Lutz zugenickt hat. Guten Abend!

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Cornell Binder am 27.11.2001 in <9tumf3$j2e1@cobis.msgid.de>



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